Ich duschte ausgiebig und
fischte Terror aus der Nuss-Nougat-Creme. Er sah putzmunter aus und war bereit
für den Tag. Ich nicht. Heute war der Gedächtnistrainingskurs. Vorsichtshalber
fuhr ich um 11 Uhr schon los.
Um halb zwölf betrat ich
die Eingangshalle von Schloss Hohenfels und zehn Minuten später nahm ich in dem
großen Seminarraum auf einem der bequemen Stühle Platz.
Scheinbar war ich der
Erste. Auf einem Flipchart hatte jemand in Rot geschrieben: Vertrau deinem
Pudding. Aha. Ich war gespannt, was mich erwartete.
Misstrauisch sah ich auf
die bereitgestellten Getränke und den Kaffee und beschloss, davon nichts
anzurühren. Langsam wurde ich paranoid.
»Guten Morgen.« Langsam
trudelten die nächsten Kursteilnehmer ein, als Erster ein nervöser
Mittvierziger mit eckiger Brille und Glatze. Dann betraten zwei umwerfend
aussehende Frauen, die mich an Pamela Anderson und die Katzenberger erinnerten,
den Raum, eine unscheinbare Dame in ökologisch unbedenklichen Klamotten, die
sie garantiert selbst gestrickt hatte und ein junger Typ mit Baseballcappy, der
an einem Kaugummi kaute. Damit waren wir vollzählig. Ich sah auf die Uhr: 11:59
Uhr.
Um Punkt zwölf gingen die
Lichter in dem Raum aus und die Anwesenden redeten wild durcheinander. Ein
Beamer wurde wie von Geisterhand lebendig und projizierte eine enorm lange Zahl
auf die weiße Wand hinter einem Rednerpult.
110319690253877431527314120091969
Danach öffnete sich die Tür
und die Zahl erlosch.
Ein hochgewachsener, gut
aussehender Mann Ende vierzig schritt forsch in Richtung Rednerpult. Er trug
einen »Den-gibts-nur-einmal«-Anzug in Dunkelgrau, darunter einen schwarzen
dünnen Rollkragenpulli. Seine silbrig glänzenden Haare zusammen mit dem
markanten Gesicht inklusive obligatorischem Dreitagebart erinnerten mich
verblüffend an George Clooney. Olliver Hartwand blieb vor dem Pult stehen.
Bereits seine ersten Worte beeindruckten mich schwer.
»Guten Tag, Herr Sollstein,
Frau Fladung, Herr Baum, Frau Sinzisnich und Frau Kismich sowie Herr
Höllenstein. Ich freue mich, dass Sie alle heute zu mir gefunden haben. Mein
Name ist Olliver Hartwand, Gedächtnistrainer des Jahres, und heute ihr
ergebener Seminarleiter.
Zur Einleitung lassen Sie
mich eines sagen: 110319690253877431527314120091969.«
Jetzt waren alle
beeindruckt, Hartwand hatte die Zahl aus dem Kopf aufgesagt.
»Meine Damen und Herren,
ich verspreche Ihnen, dass Sie heute Nachmittag um 17 Uhr auch in der Lage sein
werden, sich problemlos eine 30-stellige Zahl zu merken. Oder einen Namen und
das passende Gesicht dazu. Sie werden mühelos ein Gedicht oder ein ganzes Buch
auswendig lernen oder eine Fremdsprache innerhalb einer Woche beherrschen.«
Applaus wallte auf.
»Das ist ja ein Ding«,
stellte der kränklich aussehende Endvierziger neben mir fest. Von rechts kam
»krasse Scheiße« unter dem Baseballcappy hervor.
Dann die unvermeidliche
Vorstellungsrunde. Natürlich im Stile eines Gedächtnisexperiments, mit dem uns
der Meister zeigen wollte, was für grenzdebile Hohltiere wir jetzt, also vor
dem Kurs waren.
»Jeder führt jetzt ein
fünfminütiges Gespräch mit seinem Nachbarn links von ihm, in dem dieser etwas
über sich erzählt: Name, Wohnort, Alter, Familienstand, Beruf, Hobbys, sexuelle
Neigungen ... Nein, ha, das war nur ein Scherz.«
Die Frau in dem selbst
gestrickten Kleid sah ihn entsetzt an.
»Dann erzählt jeder uns
allen, was er von dem anderen weiß. Natürlich nicht sofort, zwischendurch
machen wir noch eine einfache Übung.
Ich erfuhr, dass Baseballcappy
in Wirklichkeit Robert Höllenstein hieß, aus Münster stammte, 24 Jahre alt war,
eine abgebrochene Ausbildung zum Fußpfleger nach bestandenem Abitur hatte,
zurzeit ledig und arbeitssuchend, Fußballfan und leidenschaftlicher
Internetpokerspieler war. Ich erzählte dem Typen mit der Glatze links von mir,
er hieß wohl Ronald, mein Name sei Tom Baum, gebürtig und wohnhaft in Münster,
selbstständiger Unternehmer, ledig, ein Eichhörnchen. Er sah mich verwirrt an.
»So, dann kommen wir mal zu
der Übung: Vor Ihnen in den Seminarunterlagen finden Sie einen Gedächtnistest
mit 142 Aufgaben, den Sie bitte innerhalb der nächsten 20 Minuten ausfüllen.
Danach machen wir unserer kleine Vorstellungsrunde. Die beiden attraktiven
Damen nickten eifrig. Hartwand stellte sich hinter die Zwei und glotze in die
tief ausgeschnittenen Dekolletés.
Die Testaufgaben hätten
Albert Einstein in den Selbstmord getrieben, und nach zwanzig Minuten hatte ich
gerade mal alles bis zu Aufgabe 70 (merken Sie sich die folgenden Begriffe: Telepathie,
Dezimaladdition, Enzephalitis, brownsche Molekularbewegung,
Large Hadron Collider und neuroradiologisches Gangliensyndrom)
fertig und sah mich verzweifelt um. Aber ich war sogar derjenige mit den
meisten gelösten Aufgaben. Ich lehnte mich stolz zurück.
»Sehr schön, Herr Baum, bei
Ihnen gibt es ja nicht mehr viel zu tun.« Ich grinste. Wenn der wüsste ...
Wir kamen zur
Vorstellungsrunde. Ich erfuhr, dass der 40er-Glatzkopf Ronald Sollstein hieß,
die beiden Mädels wurden uns als Delia »Dolly« Kismich und Sabine »Biene«
Sinzisnich vorgestellt. Die Strickliesel hieß Erdmuthe Fladung und der
abgebrochene Fußpfleger neben mir war ja der Robert Höllenstein, wie ich
bereits wusste.
Hartwand hatte das
Rednerpult in Beschlag genommen, trank einen Schluck Wasser, und dann ging es
los.
»Meine Damen und Herren,
seitdem der erste Mensch die erste Erinnerung in seinem Gehirn produzierte,
vermutlich ein Mann, der an die Brüste seiner oder einer anderen Frau dachte
...« Die Strickliesel spuckte ihre Dinkelstange vor Schreck wieder aus.
»... hat der Mensch
Probleme, sich Dinge zu merken. Sie kennen das alle, man sieht jemanden,
unterhält sich eine halbe Stunde mit ihm und weiß hinterher immer noch nicht,
woher man den eigentlich kannte – war das nun der Heiner vom Kegelklub oder der
Besitzer vom Bahnhofspuff? Sie kaufen ein, zuhause merken sie dann, dass sie
zwar die Tampons eingepackt, aber den Spinat vergessen haben. Fragt man sich,
was wichtiger ist. Oder sie haben einen Termin, sagen wir beim
Schönheitschirurgen (sein Blick musterte Erdmuthe Fladung), und haben die
Adresse vergessen. Das ist uns allen schon mal passiert«, fuhr Hartwand fort –
aber sein Blick sagte: Mir noch nicht.
»Was ist das für ein
unmöglicher Mensch?«, rief Erdmuthe Fladung laut genug, dass Hartwand es hören
musste. Doch der ignorierte das.
»Es gibt in Ihren Köpfen
Festplatten, die so aufnahmefähig sind, dass Sie Ihr gesamtes Leben in allen
Einzelheiten darin abspeichern könnten, trotzdem wäre noch die dreifache
Kapazität frei! Sie können sich ALLES merken. Wenn Sie Ihrem Pudding vertrauen!
Der grauen Grütze in Ihrem Schädel! Die wirklich wichtige Frage ist: Was meinen
Sie, Sabine, was ist die wichtige Frage?« Biene hatte gerade mit ihrer Freundin
Dolly getratscht und war nicht im Bilde.
Ȁh, warum keine Tampons in
der Kühltruhe mit dem Spinat waren?«
»Genau, sehen Sie, das
haben Sie sich gemerkt. Fabelhaft.« Der Rest des Kurses fragte sich, genau wie
ich, ob wir im falschen Film waren.
»Ich meinte aber etwas
anderes: Sie haben da diese riesigen Festplatten im Kopf, mit Billionen von
Informationen. Aber niemand hat Ihnen gezeigt, wie man die Informationen da
wieder rausholt!« Allgemeines Nicken, da war was dran.
»Wie einfach wär das denn,
wenn bei Ihrer Geburt, als Sie als kleines blutverschmiertes Etwas bei Mutti
rausgeflutscht sind, wenn da ein Zettel am Füßchen gehangen wäre, mit der
Aufschrift Gebrauchsanweisung. Na, das hätte doch was. Aber den Zettel
haben wir nicht! Deswegen sitzen Sie hier! Aber ich habe den Zettel! Und heute
Abend haben Sie ihn auch und wissen, wie man das Ding in Ihrem Schädel dazu
bringt, zu tun, was SIE wollen!« Er schlug seit einigen Minuten mit der flachen
Hand auf das Rednerpult, und ich fühle mich unangenehm an Deutschlands
dunkelste Zeiten erinnert.
Dann gab es die erste
Pause.
Im Vorraum war ein Buffet
mit verschiedenen Köstlichkeiten aufgebaut. Ich beobachtete Robert Höllenstein,
der sich ein Baguettescheibchen mit Schinken und Ei reingeschoben hatte. Als er
nach vier Minuten noch auf den Beinen stand, griff ich auch zu.
»Toller Typ, dieser
Hartwand, was?« Die Glatze stand neben mir und redete mit vollem Mund.
»Ja, auch wenn er etwas ...
äh … fanatisch wirkt. Ich bin gespannt, was wir gleich lernen werden. Ich fände
es wichtig, mir merken zu können, was ich einkaufen wollte. Oder Namen.
Telefonnummern (oder überhaupt irgendwas, ergänzte ich still).«
»Gesichter, Termine, das
ist bei mir das große Thema. Ich würde auch gerne Spanisch lernen, aber ich
kann keine Vokabeln behalten. Eigentlich kann ich gar nichts behalten. Neulich
habe ich eine halbe Stunde mit jemandem aus der Führungsebene meiner Firma
gesprochen, mir fiel aber der Name nicht ein. Ich habe geschwitzt wie ein
Otter, und mein Kopf ist geplatzt, weil mir der verdammte Name nicht den Sinn
kommen wollte. Und was stellt sich heraus: Der Typ hat mich verwechselt und
kannte mich gar nicht. Krass.«
Ich lachte herzhaft, das
konnte ich mir gut vorstellen. Die Kanapees schmeckten hervorragend, und ich
kombinierte sie mit einem Haufen Scampis. »Ich weiß, was Sie meinen. Aber
glauben Sie, dass wir das alles an einem Nachmittag in die Birne kriegen, das
mit dem Merken?«
Ronald schüttelte den Kopf,
dann knallte jemand eine Hand auf seinen Rücken. »Klar, kriegen wir das hin,
Leute! Nicht so skeptisch!« Hartwand hatte sich von hinten angeschlichen und
Ronald einen mächtigen Klaps verpasst. Dadurch schien dieser etwas verschluckt
zu haben, das wohl in der Luftröhre steckte, wie ich in die wilden Gesten und
die von rot nach blau wechselnde Gesichtsfarbe hineindeutete. Aber Hartwand
hatte mich umarmt und zog mich kumpelhaft zu einem großen Aussichtsfenster.
Ronald machte seltsame Geräusche und Baseballcappy schlug ihm wiederholt
auf den Rücken. Mir fiel siedend heiß ein, dass Ronalds Symptome auch auf eine
Vergiftung hindeuten konnten!
»Wissen Sie, Tom, Sie
müssen mehr Vertrauen in Ihren Pudding haben! Und in mich! Glauben Sie, ich
wäre so berühmt geworden, wenn ich mehr als einen Nachmittag brauchen würde,
die Leute fit zu machen?«
Glaubte ich nicht. Hinter
mir war jetzt ein würgendes Geräusch zu hören, dann ein erleichtertes Husten.
Neben meinem rechten Fuß landete die Riesengarnele, die Ronald fast umgebracht
hatte. Gott sei Dank, nur ein ungiftiges, etwas zu großes Meereslebewesen. Die
Pause war zu Ende und wir gingen in den Tagungsraum zurück.
Frisch gestärkt waren alle
bereit für den nächsten Teil, in dem es um das Merken von Zahlen ging.
Unser Trainer postierte
sich mitten in Raum.
»Ich hoffe, es hat Ihnen
geschmeckt und der Giftmörder war heute nicht hier in der Küche. Jetzt lernen
wir was Tolles: wie man sich Zahlen merkt. Anfangen werden wir von 0-10, damit
können Sie sich schon mal merken, wie viele Finger Sie haben, ha, Spaß muss
sein.«
Der Beamer sprang wieder
an, zeigte aber noch kein Bild.
»Was ist der stärkste
Antrieb des Menschen? Was glauben Sie? Herr Höllenstein?«
»Äh, Antrieb? Essen.«
»Fast gut. Was meinen die
beiden wunderschönen Damen? Frau Fladung, Sie sind gleich dran.« Strickliesel
ließ den Arm wieder sinken.
»Äh, Einkaufen?« Das war
Biene.
»Wellness?«, zog Dolly
nach.
Hartwand schüttelte langsam
den Kopf. »Was meint Herr Baum?«
»Die Liebe«, sagte ich,
ohne nachzudenken.
»Jaaaaa, sehr gut! Und ganz
nah dran!« Der Beamer spuckte ein Bild an die Wand: die Ziffern von 0 bis 10
untereinander und dahinter ziemlich viele Bilder von Geschlechtsteilen.
Männliche und weibliche sowie bei der 10 eine Kombination – man hätte das Ganze
durchaus pornografisch nennen können. Fand auch Erdmuthe und verließ mit einem
entsetzten Aufschrei den Raum. Dolly und Biene kicherten, Robert saugte alles
optisch auf, Glatze sabberte.
»SEX! Liebe Leute, wir sind
doch alle erwachsen! Sex ist der wichtigste Antrieb des Menschen. Wenn wir an
Sex denken, können wir uns alles merken! Die Zahl Eins sieht nun mal aus wie
ein steifer Schwanz, Donnerwetter noch mal, das ist doch so, oder?« Er spuckte
beim Reden, und auf dem Teppich vor ihm bildete sich ein dunkler Fleck. Ich
fand Hartwand unglaublich. Und völlig durchgeknallt.
Ich hatte mal eine Sendung
über Gedächtnistraining gesehen. Es war schon etwas her, aber ich hatte mir
sogar Einiges gemerkt. In dem Bericht hatten sie erklärt, wie man sich die
Zahlen von 0-10 als Bild vorstellen sollte: Null war ein Loch, keine Vagina,
eins war eine Kerze und kein Penis wie bei Olli, zwei ein Schwan, das war hier
auch so, drei war ein Dreizack und kein Busen, vier ein Segelboot, fünf ein
Haken, bei Olli eine Hand, sechs war ein Elefantenrüssel, sieben eine Fahne,
bei Olli eine Axt, acht eine Sanduhr, bei Olli eine vollbusige Schönheit
(natürlich nackt), neun ein Tennisschläger, bei Olli ein Kescher, zehn ein
Golfschläger mit Loch, bei Olli purer Schweinkram.
»Prägen Sie sich die Bilder
zu den Zahlen gut ein, denn wir gehen jetzt einkaufen! Vor Ihnen in den
Unterlagen finden Sie eine Liste mit Einkäufen. Alles, was Sie tun müssen, ist
die Bilder mit den Gegenständen zu verbinden und sich eine Geschichte dazu
auszudenken. Keine Tabus, klar, Sie können denken, was Sie wollen.«
Mit Feuereifer gingen die
Kursteilnehmer an die Aufgabe, den Einkauf von Lebensmitteln in der richtigen
Reihenfolge kopfkinomäßig in einen leicht zu merkenden Ferkelfilm umzuwandeln.
Die Liste war scheinbar darauf abgestimmt. Wir sollten 1. Donuts, 2. einen
Truthahn, 3. Sprühsahne, 4. einen Föhn, 5. Handschuhe, 6. eine Wurstschnecke,
7. Kaminholz, 8. eine aufblasbare Sexpuppe und 9. einen Karpfen kaufen.
Robert und Ronald keuchten
verdächtig bei den Dreharbeiten in ihrem Gehirn, die Mädels kicherten. Olli
trank einen Kaffee und beobachtete uns genau.
»So, dann wollen wir mal
sehen, was Sie sich merken konnten.« Damit sammelte er unsere Arbeitsunterlagen
ein.
»Ronald, fangen Sie doch
mal an.«
Der Glatzkopf sprang auf
und schaffte es, trotz sichtbarer Erregung die gesamte Liste runterzuleiern.
Dolly und Biene kamen aus dem Lachen nicht mehr raus, als Ronald erklären
sollte, wie er Donuts und das Merkbild für die Zahl Eins verknüpft hatte. Dann
beehrte uns Erdmuthe Fladung wieder. Sie hatte eingesehen, dass man für die
Kursgebühr von 500 Euro ein paar Unsittlichkeiten in Kauf nehmen musste. Doof,
dass sie die Tür in dem Moment öffnete, als Ronald gerade irrtümlich die
Sprühsahne mit der aufblasbaren Puppe in Verbindung brachte.
Um 17 Uhr hatten wir eine
Menge gelernt, Olliver Hartwand war ein paar Tausender reicher, und ich begab
mich in die Tiefgarage.
Dort traf ich auf unseren
schrägen Seminarleiter. Ich freute mich, ihn zu sehen. Er jonglierte
verschiedene Präsentationskoffer und Papprollen mit Schaubildern. Außerdem sah
er sich in alle Richtungen um, als würde er etwas suchen.
»Hallo, Herr Hartwand,
Superseminar, ich bin echt beeindruckt.« Hartwand schrak zusammen und ließ zwei
Papprollen fallen. Ich nahm sie auf und sagte: »Ich mach das schon. Wohnen Sie
nicht im Hotel?«
Hartwand schüttelte den
Kopf und sah sich weiter um. »Ne, der Schuppen ist nicht mein Niveau, Herr
...?«
»Baum, Tom Baum.«
Merkwürdig, er wusste meinen Namen doch sogar schon vor dem Seminar, als er
reinkam.
»Wo steht Ihr Wagen?«,
fragte ich.
»Äh, er müsste hier vorne
stehen.« Hartwand bog in den nächsten Gang. »Ne, es war Gang drei, Moment.« Da
war er aber auch nicht.
»Haben Sie sich die
Parkplatznummer nicht gemerkt?«, fragte ich freundlich. Hartwand sah mich
wütend an: »Natürlich habe ich mir die Nummer gemerkt, ich vergesse nichts,
klar?«
Er hatte tatsächlich
vergessen, wo sein Auto war.
Nach 15 Minuten standen wir
endlich vor einem silberfarbenen Jaguar XJS, und der debile Gedächtnisakrobat
stopfte sein Gepäck auf den Beifahrersitz.
»Ich wusste, dass der Wagen
hier steht. Musste aber gerade an die beiden Mädels aus dem Kurs denken, Dolly
und Biene. Das kann einen durcheinanderbringen.«
»Ja, echt hübsch, die zwei.«
»Hübsch? Junge, die beiden
besuchen jedes verdammte Seminar von mir, wohnen im gleichen Hotel wie ich, und
abends gehen sie mir an der Bar auf den Keks. Ich kann sie nicht mehr sehen.
Nach den ganzen Kursen, die sie bei mir besucht haben, müssten sie die klügsten
Blondinen auf der Welt sein.«
»Die mögen Sie halt. Ist
doch gut, wenn man Stammgäste hat, oder?«
»Schon, aber ich möchte
auch mal nach so einem Seminar rausgehen, ohne dass mir zwei sexsüchtige 8er
folgen.«
»8er? Was meinen Sie?«
»Junge, hast du gerade
nichts mitgekriegt? Wie war noch das Bild für die Zahl Acht?«
»Eine nackte Frau mit
Modellfigur. Ich verstehe. Haben Sie schon mit den beiden ... also ...«
»Ja, sicher habe ich. Das
gehört zum Service. Aber irgendwann wird es langweilig. Ich möchte mal wieder
unbehelligt in eine Kneipe gehen können.« Er sah mich nachdenklich an.
»Wissen Sie was, Junge?«,
fragte der höchstens ein paar Jährchen ältere Hartwand. »Was halten Sie davon,
wenn wir beide heute Abend ausgehen? Ich habe hier morgen noch ein Seminar, und
Sie sehen aus, als ob Sie dringend mal wieder unter Leute müssten. Damit meine
ich Weibliche mit dicken 3ern und einer guten 8, mal wieder etwas 10 machen!«
Er lachte dreckig.
Die Idee war gut. In
letzter Zeit hatte ich gelebt wie ein Mönch, weil das Geld für die große Sause
fehlte, ich mich vollkommen auf Sirena fixiert hatte. Und bevor mich das
»Ganser-Syndrom« in einen Haufen Grütze verwandelte, konnte ich es ruhig noch
mal krachen lassen. Ich sagte zu und Olli würde mich heute um 21 Uhr am
Gallwitzweg abholen.
Die ganze Geschichte gibt es hier:
und hier:
oder hier:
oder da:
und es gibt ein Gewinnspiel:
Wer das Buch/eBook per facebook, Twitter, E-Mail, Mundpropaganda, Erpressung ;-) oder durch simples Aufdrängen jemandem weiterempfiehlt und mir an kirkspader@googlemail.com eine Mail schreibt, wie er empfohlen hat (bitte auch Postanschrift angeben), erhält die Chance auf eines von zwei signierten Druckexemplaren.
Einsendeschluss ist der 30.09.2013 Viel Erfolg.
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