Sonntag, 22. Dezember 2013

Weihnachten? Na, herzlichen Glückwunsch ...

Du findest Weihnachten

 Latent Doof?

Dann wünsche ich dir

 Mörderische Weihnacht

sowie
einen guten Rutsch

und für 2014:

 Mehr Zeit


He, ist nur Spaß. Ich möchte mich bei euch allen bedanken, die ihr diesen Blog lest, abonniert habt, kommentiert und teilt. Bei all meinen Lesern und Autorenkollegen. Bei meinem Verlag Droemer Knaur und Neobooks, ferner bei all meinen Freunden, meiner Familie und meinen Kollegen, die mir geholfen haben.

Ihr seid großartig und ich freue mich darauf, im nächsten Jahr mehr Geschichten für euch schreiben zu dürfen.



Kirk Ende



Sonntag, 1. Dezember 2013

Kirk Spaders geheimes Autorenhandbuch Finale - Teil 6: Sei ein Schwamm

Gestern habe ich den Film "Apollo 18" gesehen. Ich wusste vorher, dass der Film keine guten Kritiken bekommen hatte. Es geht um eine Mondlandung, die offiziell nie stattgefunden hat, von der aber zufällig 84 Minuten "geheimes" Filmmaterial aufgetaucht sind, die die Ereignisse auf dem Mond beschreiben. Erinnert sehr an "Blair Witch Project" und ähnliche Pseudo-Doku-Reißer. Klischees habe ich da gesehen, verwackelte Handkameraaufnahmen und auf altes Kodachromeformat gemachtes Material. Eigentlich albern.
Trotzdem hat der Film FÜR MICH funktionert. Ich habe am Ende vor dem Schirm gesessen und war irgendwie beeindruckt. Jeder Hardcore-Horrorfan wäre bei dem Ding eingeschlafen. Bin ich aber nicht. Mich kann man mit im absoluten Dunkel eines Mondkraters im Blitzlicht auftauchenden Leichen in Raumanzug noch zum Zucken bringen.

Was lernen wir daraus? Es wir immer Leute geben, die unsere Geschichte zu schwach finden (Wie, Liebe - warum kein Sex?) oder zu hart (Weniger Blut, mehr Spannung hätte der Geschichte gut getan).
Ergo: Man kann es nicht allen recht machen.

Macht ja nichts, aber: Man muss wissen, WEM MAN ES RECHT MACHEN WILL!

Ich habe ein Konzept für eine Geschichte in der Schublade, deren Titel lautet:


Sexmutantenhorrorzombiemassaker

Etwas sperriger Titel, zugegeben, trifft aber gleich drei beliebte Genres: Thriller, Horror, Sex (Na ja, bei mir wäre es natürlich eine Satire auf diese Genres).

Ich wette, das Ding würde die Top 100 bei Amazon schaffen. Weil es so richtig Mainstream ist. Wenn ich da noch Chick-Lit mit reinbekäme und eine rührende Liebesgeschichte wäre ich Ende nächsten Jahres berühmter als E. L. James und Dan Brown zusammen. 
(Ich nehme noch Wetten an;-)

Also: Der Künstler in dir will das schreiben, was die Schreibdrüse in deinem Gehirn dir sagt. Der gewinnorientierte Teil sagt: Schreib erst mal Mainstream, wenn das klappt, kannst du den anderen Schmus immer noch schreiben. Dein Logiksektor sagt: Erst mal fürs Brot schreiben, damit Geld reinkommt.

Ich sage (könnt ihr gerne zitieren): LASS DEIN HERZ ERZÄHLEN

Löse dich von dem ganzen Lametta, Geblinke, Geglitzer und Weihnachtsbaumschmuck, mit dem sich die meisten anderen Autoren umgeben. Werd wieder einfach Tannebaum. Hör auf, Blogs über deine Erfolge zu schreiben, poste keine Rankings, stell keine Leseproben bei Twitter ein, werde wieder das, was ein Erzähler sein sollte:

Ein Mysterium

Dieser Tipp ist die Essenz, das Konzentrat aller uralter Weisheit, der Stein der Meisen*, alles, was du wissen musst. Früher habe ich fanatisch Perry Rhodan gelesen. Ich wusste, welche Zahnseide Atlan benutzt, womit Gucky sein Fell pflegt und Perry Rhodan seinen Zellaktivator zum Glänzen bringt. Was ich nicht wusste: 
Wer zur Hölle sich diese ganzen Geschichten ausgedacht hatte. Welcher Autor steckte hinter den ganzen Namen auf den Heften? Wer hatte die ganzen Zeichnungen von den Raumschiffen in den Büchern gemacht? Gab es die wirklich? Wer dahinter steckte: Für mich ein Mysterium. Und ehrlich, ich habe die Geschichten geliebt und wollte gar nicht wissen, wer dahinter steckte. 

Selfpublishing scheint zu heißen, dass du zum Star werden musst. Musst du aber gar nicht. 

Schreib einfach, was du schreiben willst. Dann publiziere es, mach es bekannt und schreib die nächste Geschichte. Und die Nächste. Der Leser wird merken, dass da jemand seine eigenen Geschichten liebt und dafür wird er dich lieben. Auch wenn er gar nicht wissen will, wer du bist. Sei ein Mysterium.

(Der mysteriöse Kirk wird euch später mal schreiben, ob das geklappt hat)

Jetzt aber zurück zum Thema: SEI EIN SCHWAMM

He, das Spongebob-Kostüm brauchst du jetzt nicht. Ich meine damit: Saug alles an Wissen auf, an das du kommen kannst. Du bist kein Autoren-Azubi! NOCH nicht. Du bist ein Autoren-Baby, das gerade Laufen lernt. (Übrigens, meine Standard-Antwort auf die blödesste aller Fragen: "Was verdienst du mit deinen Büchern denn?" lautet: "Was hast du denn im Laufstall/Kindergarten/der Grundschule/ etc. verdient?" Dann ist Ruhe.) 
Autor werden dauert. Wie Meister werden. Wie Papst werden. Geht nicht in drei Jahren. Das muss klar sein. Auch wenn alle anderen an dir vorbei laufen und Kohle ohne Ende scheffeln: WARTE. LERNE. 
Denn alle Autorenbabies, die an dir vorbei auf Amazon-Rang 1 getorkelt sind, werden in zwei Jahren nicht mehr da sein. Weil sie Sexmutantenhorrorzombiemassaker geschrieben haben.
Du schreibst aber anders. WWeil du vorher alles gelernt hast, was mit Schreiben, publizieren und dem gesamten verdammten Weltmarkt für E-Books zu tun hat. Du hast englische Publikationen darüber gelesen, kennst die Entwicklung von E-Books in den USA so gut wie alle E-Reader-Modelle, die auf Tonga angeboten werden. J.A. Konraths "Newbies Guide" kannst du komplett auswendig. 
Und wenn du dann noch drei bis fünf gute Geschichten publikationsreif hast, dann kannst du starten.

Bis dahin gibt es nämlich auch ein nennenswertes Publikum, das E-Books, Selfpublisher oder Kurzgeschichten lesen will. In den USA liegt der Marktanteil von E-Books bei rund 30%. Bei uns vielleicht bei 5%. Also: Mach erst die Ausbildung.

So, genug geweisheitet. Dies war der letzte Teil des geheimen Autorenhandbuches. Aber es war nicht das Ende. Kirk Spaders geheimes Autorenhandbuch wird es als Buch und E-Book geben. Wann?

Wenn ich Sexmutantenhorrorzombiemassaker fertig habe!

Nein, im Ernst, ich denke das Handbuch werde ich nächstes Jahr beginnen und 2015 veröffentlichen.

Bis dahin empfehle ich:

 Amazonfür untern Baum, bzw.


Latent Doof: Roman (KNAUR eRIGINALS)für den Reader, oder

Mörderische Weihnacht überall: Zwölf Weihnachtskrimis quer durch die Republik (KNAUR eRIGINALS)

Frohe Weihnachten schon mal an dich. 

LG Kirk

* "Stein der Meisen" war kein Schreibfehler. Wollte "Weisheit" und "Weisen" nicht in einer Zeile haben. Vermeide Wortwiederholungen.

Freitag, 1. November 2013

Morgen ist Heute nur noch von Gestern.

Smartphone: Guten Morgen, Kirk. Es ist fünf Uhr morgens, leichter Schneeregen, die Temperatur beträgt minus zwei Grad Celsius. Hier die Schlagzeilen: Der amerikanische Prä ...

Kirk: Halt die Klappe.

Smartphone: Ich glaube, ich habe dich nicht verstanden. Hier die Schlagzeilen: Der amerkanische Prä ...

Kirk (sauer): Alarm abschalten!

Smartphone (pikiert): Nicht in diesem Ton, bitte. Hier die Schlagzeilen: Der amerikanische Prä ...

Kirk (tastet nach dem Ausschalter des Smartphones): Ich hab gesagt, du sollst ruhig sein!

Smartphone (aktiviert Vibrationsalarm und entfernt sich dadurch von der tastenden Hand): So nicht! Hier die Schlagzeilen: Der amerikanische Prä ...

Kirk (stinksauer, steht auf, nimmt das Smartphone und wirft es aus dem Fenster, draußen ist es saukalt, ach ja, das wissen wir ja schon): Ha! Damit hast du nicht gerechnet, du Plastikstalker!

Smartphone (steckt in einer Schneewehe und denkt nach): Hm.

Kirk (es hat an der Tür geklingelt, macht die Tür auf, schlaftrunken): Hä?

Nachbar (topfit an diesem Morgen, wie immer): Moin Kirk, hier, das lag vor deinem Fenster. Ciao.

Kirk (starrt angewidert auf das Smartphone): Mist.

Smartphone (triumphierend): NäNäNä NäNä Näääää! Und hier die Schlagzeilen: Der amerikanische Prä ...

Splitterndes Plastik, lauter Knall, irres Auflachen.

Ende

Ja, die Technik hat uns voll im Griff. Die Frage ist, ob sie uns das Leben erleichtert oder zur Hölle macht.
Deswegen kreisen viele meiner Geschichten auch um "fortgeschrittene" Technologien, wie zum Beispiel die Geschichte "Deadly Devices" in meiner neuen Kurzgeschichtensammlung "Dunkle Geschichten 2".
Was passiert, wenn jemandem so etwas wie Googles Datenbrille auf die Augen gesetzt wird, OHNE das er es selber merkt? Was könnte man dann alles da einspielen?

Heute habe ich gesehen, dass man 3D-Drucker mittlerweile zu relativ zivilen Preisen kaufen kann. Zusammen mit einer Scannereinheit kriegt man so ein Ding für etwas über 1.000 €. Vor ein paar Monaten lagen die Teile noch bei 5.000 €. Man kann damit etwas scannen und direkt reproduzieren. Für die Science Fiction-Fans unter uns klingt das bekannt. "Replikatoren" nennt man das. Auch darüber könnte ich eine Geschichte schreiben. Faszinierend ist im Moment, dass die Realität die Fantasie fast jeden Tag überholt.

Der ganze Fortschritt hat aber auch seine Schattenseiten, wie gesagt. Nachzulesen hier:

Dunkle Geschichten 2

und hier:

Futurehome: Schatz, wie war nochmal das Passwort für den Kühlschrank? (Kirk Spaders Lachfaltenmanufaktur)

Über eine Rezension würde ich mich übrigens sehr freuen.

Zur Zeit schreibe ich Charon 2 und ein paar Gratis-Weihnachtsgeschichten. Freut euch drauf.

Kirk Ende.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Latent prominent

Ich war auch da. Auf dieser Messe in Frankfurt, wo es auch Bücher gibt. Und Nippes, Postkarten, Do-it-yourself-Falthocker, Spielzeug, lustig verkleidete Menschen, überforderte Standnomaden und ... mich.

Viel zu warm angezogen mit einer dieser Softshell-Jacken, die bei Amazon fünf Sterne von irgendwelchen Wochenend-Stöckepieksern bekommen haben, aber draußen zu dünn und drinnen zu heiß das Ding. Gut, ich hätte sie ja ausziehen können. Hab ich später auch. Außer mir, Deutschlands bekanntestem unbekannten Autor waren noch gefühlt alle Bewohner Europas und Brasiliens da.

Ganz alleine irrte ich durch die Hallen, versuchte am Droemer Knaur-Stand einen Kaffee zu bekommen, erschöpft, dehydriert, dem Tode nah. Antwort: "Äh, das ist hier eigentlich nur für Autoren und Angestellte des Verlages." Aha. "Ich bin hier Autor", sagte ich mit einer Stimme, die die Vitrinen in der gesamten Halle vibrieren ließ. "Oh, Möchten Sie einen doppelten Cappuccino oder Espresso?" Geht doch. Latent prominent, der Kirk. Habe dann aber nur einen Kaffee genommen. Und jemanden getroffen:



Iny Loretnz, beide supernett (Danke für das Foto).

Dann weitergeirrt, vorbei an Atze Schröder, von dem in dem Gewühl nicht mal eine Locke zu sehen war, runter in die Comic-Abteilung. Wegen dem hier:




Ralph Ruhte, der genialste deutsche Cartoonzeichner (finde ich). Guckstu: www.ruthe.de

Weitergehetzt zum Diskussionsforum. Ging um Selfpublisher. "Alles Schrott?" war die Frage. Gute Antworten von Emily Bold und Nika Lubitsch. Dafür steinbeißerische Ansichten seitens des Literaturbetriebes. Schade. Da ist noch eine Menge zu tun. Von beiden Seiten.

Nach acht Stunden spürte ich meine Beine nicht mehr und schwor: Nie wieder! Genau wie letztes Jahr. Nächstes Jahr will ich da nicht alleine rumlaufen. Also, wer Lust hat, meldet euch. Dann gehen wir zusammen dahin und holen uns einen doppelten Cappuccino.

Samstag, 19. Oktober 2013

Ist da noch jemand wach?

Weihnachtsabend 1984:

Kirk bekommt ein Buch geschenkt. Perry Rhodan, Silberband (mit einer damals unfassbar geilen 3D-Graphik auf dem Einband. Deswegen hatte ich es mir ehrlich gesagt gewünscht. Der Inhalt war aber auch Hammer.) Kirk liest. Um ihn herum tobt der Weihnachtsmob, alle werden beschenkt, alle reden laut, es wird geraucht (Ja, liebe Kinder, früher machte man das im Wohnzimmer). Kirk ist weg, in einer anderen Welt. Ich sehe Perry Rhodan über die Schulter, der in seinen Telekommunikator an seinem Handgelenk spricht und eine Drei D-Projektion von Bully, seinem besten Freund, der Milliarden Lichtjahre entfernt ist, sieht.

Heutzutage hieße das Ding Samsung Galaxy Gear. Kann man kaufen. Ich muss zugeben, ich habe mich noch nie so oft erstaunt am Kopf gekratzt, was es alles Neues gibt wie in den letzten zwei Jahren. E-Books, Handys, die tun was ich SAGE, Werbung, die mir immer anzeigt, was ich gerade gekauft habe (Leute, da müsst ihr noch dran arbeiten ...)

Und jetzt das: http://kck.st/1cjZh28

Klar, mit Google Glass kommt eine Datenbrille. Nett. Aber das Teil aus dem Crowdfunding-Projekt ist noch eine Hausnummer smarter. Es kann die komplette Realität ausblenden, bzw. ersetzen. Und das scheint dringend notwendig zu sein. Das Projekt hatte ein Gründungsziel von 400.000 US-Dollar. Das Ziel wurde bereits nach 2,5 Tagen überschritten! Die Gründungsphase dauert einem Monat! Ist das nicht unfassbar? Projekte wie Trinkwasserfilter für Afrika, Energiegeneratoren für die dritte Welt etc. kriegen mit Ach und Krach ihre Gründungsziele zusammen (wenn überhaupt) aber eine Brille, die einen aus dieser Welt herausbringt, kriegt innerhalb von eine paar Tagen fast eine halbe Million zusammen?

Deswegen der Blogtitel.

Weihnachten 1984 hätte ich mein Buch weggelegt, wenn der Weihnachtsbaum angefangen hätte zu brennen. Weihnachten 2015 hab ich eine Brille auf und verkokele zusammen mit dem Baum, weil ich gerade in einer virtuellen Realität bin, in der es gar keine Weihnachtsbäume gibt. Großartig.

Dann doch lieber ein gutes Buch. Das hier zum Beispiel:

für nur 9,80 € aus echtem Papier.


oder das hier:

für 10,49 €.

Gibts beides auch als eBook.


Mittwoch, 2. Oktober 2013

NEU! SONDERANGEBOT! GRATIS! GEWINNE!

Ja ja, immer diese Marktschreiereien. Ich bin doch nicht blöd, denkst du jetzt?.

Im Gegensatz zu gewissen Elektronikfachmärkten, die ihre noch nicht verblödeten Kunden mit verblödender Werbung verblöden, meine ich es ernst: Hier ist der neue KIRK SPADER:

NEU! Mit BONUS!

Dunkle Geschichten 2

Ab morgen statt 2,68 € für vier Tage GRATIS!*

Wer jetzt sagt: Pf, gratis. Was nix kostet, ist auch nix - dem sage ich: Kauf das Taschenbuch für 10,49 €, da hast du was Eigenes.

SONDERANGEBOT!

Latent Doof: Roman (KNAUR eRIGINALS)

Jetzt statt 4,99 € nur 1,99! Krass fett sparen!


Und von dem Gesparten kaufst du das: Latent Doof als Taschenbuch



Nur schlappe 9,80 €. Das Titelbild habe ich selbst entworfen und eines Tages wird dieses Buch unfassbar wertvoll sein.

Gewinne:

Zwei signierte Ausgaben von Latent Doof gab es zu gewinnen und freuen dürfen sich Tara Knowles und Andrea K. (Ich schicke die Bücher nächste Woche an euch raus).

Wer ein Buch signiert haben möchte, ein Autogramm oder ein Latent Doof- Tattoo (Scherz!) möchte, kann mich am 13.10.2013 (Sonntag) auf der Frankfurter Buchmesse finden. (Wenn du mich findest, ich werde dort nämlich selbst nur als Besucher rumlaufen und mich neben die unfassbar berühmten Autoren dort stellen, um ins Fernsehen zu kommen ... )

So, ich schreibe jetzt Charon II weiter (ja, genau der) 

Kirk Ende

* Morgen gratis bedeutet vom 03.10.-06.10.2013 auf Amazon als eBook. Weitersagen.

Sonntag, 22. September 2013

Leseprobe aus "Latent Doof"

So, heute aus gegebenem Anlass eine meiner Lieblingsszenen aus Latent Doof:

Ich duschte ausgiebig und fischte Terror aus der Nuss-Nougat-Creme. Er sah putzmunter aus und war bereit für den Tag. Ich nicht. Heute war der Gedächtnistrainingskurs. Vorsichtshalber fuhr ich um 11 Uhr schon los.

Um halb zwölf betrat ich die Eingangshalle von Schloss Hohenfels und zehn Minuten später nahm ich in dem großen Seminarraum auf einem der bequemen Stühle Platz.

Scheinbar war ich der Erste. Auf einem Flipchart hatte jemand in Rot geschrieben: Vertrau deinem Pudding. Aha. Ich war gespannt, was mich erwartete.
Misstrauisch sah ich auf die bereitgestellten Getränke und den Kaffee und beschloss, davon nichts anzurühren. Langsam wurde ich paranoid.
»Guten Morgen.« Langsam trudelten die nächsten Kursteilnehmer ein, als Erster ein nervöser Mittvierziger mit eckiger Brille und Glatze. Dann betraten zwei umwerfend aussehende Frauen, die mich an Pamela Anderson und die Katzenberger erinnerten, den Raum, eine unscheinbare Dame in ökologisch unbedenklichen Klamotten, die sie garantiert selbst gestrickt hatte und ein junger Typ mit Baseballcappy, der an einem Kaugummi kaute. Damit waren wir vollzählig. Ich sah auf die Uhr: 11:59 Uhr.
Um Punkt zwölf gingen die Lichter in dem Raum aus und die Anwesenden redeten wild durcheinander. Ein Beamer wurde wie von Geisterhand lebendig und projizierte eine enorm lange Zahl auf die weiße Wand hinter einem Rednerpult.
110319690253877431527314120091969
Danach öffnete sich die Tür und die Zahl erlosch.

Ein hochgewachsener, gut aussehender Mann Ende vierzig schritt forsch in Richtung Rednerpult. Er trug einen »Den-gibts-nur-einmal«-Anzug in Dunkelgrau, darunter einen schwarzen dünnen Rollkragenpulli. Seine silbrig glänzenden Haare zusammen mit dem markanten Gesicht inklusive obligatorischem Dreitagebart erinnerten mich verblüffend an George Clooney. Olliver Hartwand blieb vor dem Pult stehen. Bereits seine ersten Worte beeindruckten mich schwer.
»Guten Tag, Herr Sollstein, Frau Fladung, Herr Baum, Frau Sinzisnich und Frau Kismich sowie Herr Höllenstein. Ich freue mich, dass Sie alle heute zu mir gefunden haben. Mein Name ist Olliver Hartwand, Gedächtnistrainer des Jahres, und heute ihr ergebener Seminarleiter.
Zur Einleitung lassen Sie mich eines sagen: 110319690253877431527314120091969.«
Jetzt waren alle beeindruckt, Hartwand hatte die Zahl aus dem Kopf aufgesagt.
»Meine Damen und Herren, ich verspreche Ihnen, dass Sie heute Nachmittag um 17 Uhr auch in der Lage sein werden, sich problemlos eine 30-stellige Zahl zu merken. Oder einen Namen und das passende Gesicht dazu. Sie werden mühelos ein Gedicht oder ein ganzes Buch auswendig lernen oder eine Fremdsprache innerhalb einer Woche beherrschen.«
Applaus wallte auf.
»Das ist ja ein Ding«, stellte der kränklich aussehende Endvierziger neben mir fest. Von rechts kam »krasse Scheiße« unter dem Baseballcappy hervor.

Dann die unvermeidliche Vorstellungsrunde. Natürlich im Stile eines Gedächtnisexperiments, mit dem uns der Meister zeigen wollte, was für grenzdebile Hohltiere wir jetzt, also vor dem Kurs waren.
»Jeder führt jetzt ein fünfminütiges Gespräch mit seinem Nachbarn links von ihm, in dem dieser etwas über sich erzählt: Name, Wohnort, Alter, Familienstand, Beruf, Hobbys, sexuelle Neigungen ... Nein, ha, das war nur ein Scherz.«
Die Frau in dem selbst gestrickten Kleid sah ihn entsetzt an.
»Dann erzählt jeder uns allen, was er von dem anderen weiß. Natürlich nicht sofort, zwischendurch machen wir noch eine einfache Übung.
Ich erfuhr, dass Baseballcappy in Wirklichkeit Robert Höllenstein hieß, aus Münster stammte, 24 Jahre alt war, eine abgebrochene Ausbildung zum Fußpfleger nach bestandenem Abitur hatte, zurzeit ledig und arbeitssuchend, Fußballfan und leidenschaftlicher Internetpokerspieler war. Ich erzählte dem Typen mit der Glatze links von mir, er hieß wohl Ronald, mein Name sei Tom Baum, gebürtig und wohnhaft in Münster, selbstständiger Unternehmer, ledig, ein Eichhörnchen. Er sah mich verwirrt an.

»So, dann kommen wir mal zu der Übung: Vor Ihnen in den Seminarunterlagen finden Sie einen Gedächtnistest mit 142 Aufgaben, den Sie bitte innerhalb der nächsten 20 Minuten ausfüllen. Danach machen wir unserer kleine Vorstellungsrunde. Die beiden attraktiven Damen nickten eifrig. Hartwand stellte sich hinter die Zwei und glotze in die tief ausgeschnittenen Dekolletés.
Die Testaufgaben hätten Albert Einstein in den Selbstmord getrieben, und nach zwanzig Minuten hatte ich gerade mal alles bis zu Aufgabe 70 (merken Sie sich die folgenden Begriffe: Telepathie, Dezimaladdition, Enzephalitis, brownsche Molekularbewegung, Large Hadron Collider und neuroradiologisches Gangliensyndrom) fertig und sah mich verzweifelt um. Aber ich war sogar derjenige mit den meisten gelösten Aufgaben. Ich lehnte mich stolz zurück.

»Sehr schön, Herr Baum, bei Ihnen gibt es ja nicht mehr viel zu tun.« Ich grinste. Wenn der wüsste ...
Wir kamen zur Vorstellungsrunde. Ich erfuhr, dass der 40er-Glatzkopf Ronald Sollstein hieß, die beiden Mädels wurden uns als Delia »Dolly« Kismich und Sabine »Biene« Sinzisnich vorgestellt. Die Strickliesel hieß Erdmuthe Fladung und der abgebrochene Fußpfleger neben mir war ja der Robert Höllenstein, wie ich bereits wusste.
Hartwand hatte das Rednerpult in Beschlag genommen, trank einen Schluck Wasser, und dann ging es los.

»Meine Damen und Herren, seitdem der erste Mensch die erste Erinnerung in seinem Gehirn produzierte, vermutlich ein Mann, der an die Brüste seiner oder einer anderen Frau dachte ...« Die Strickliesel spuckte ihre Dinkelstange vor Schreck wieder aus.
»... hat der Mensch Probleme, sich Dinge zu merken. Sie kennen das alle, man sieht jemanden, unterhält sich eine halbe Stunde mit ihm und weiß hinterher immer noch nicht, woher man den eigentlich kannte – war das nun der Heiner vom Kegelklub oder der Besitzer vom Bahnhofspuff? Sie kaufen ein, zuhause merken sie dann, dass sie zwar die Tampons eingepackt, aber den Spinat vergessen haben. Fragt man sich, was wichtiger ist. Oder sie haben einen Termin, sagen wir beim Schönheitschirurgen (sein Blick musterte Erdmuthe Fladung), und haben die Adresse vergessen. Das ist uns allen schon mal passiert«, fuhr Hartwand fort – aber sein Blick sagte: Mir noch nicht.

»Was ist das für ein unmöglicher Mensch?«, rief Erdmuthe Fladung laut genug, dass Hartwand es hören musste. Doch der ignorierte das.
»Es gibt in Ihren Köpfen Festplatten, die so aufnahmefähig sind, dass Sie Ihr gesamtes Leben in allen Einzelheiten darin abspeichern könnten, trotzdem wäre noch die dreifache Kapazität frei! Sie können sich ALLES merken. Wenn Sie Ihrem Pudding vertrauen! Der grauen Grütze in Ihrem Schädel! Die wirklich wichtige Frage ist: Was meinen Sie, Sabine, was ist die wichtige Frage?« Biene hatte gerade mit ihrer Freundin Dolly getratscht und war nicht im Bilde.
»Äh, warum keine Tampons in der Kühltruhe mit dem Spinat waren?«
»Genau, sehen Sie, das haben Sie sich gemerkt. Fabelhaft.« Der Rest des Kurses fragte sich, genau wie ich, ob wir im falschen Film waren.
»Ich meinte aber etwas anderes: Sie haben da diese riesigen Festplatten im Kopf, mit Billionen von Informationen. Aber niemand hat Ihnen gezeigt, wie man die Informationen da wieder rausholt!« Allgemeines Nicken, da war was dran.
»Wie einfach wär das denn, wenn bei Ihrer Geburt, als Sie als kleines blutverschmiertes Etwas bei Mutti rausgeflutscht sind, wenn da ein Zettel am Füßchen gehangen wäre, mit der Aufschrift Gebrauchsanweisung. Na, das hätte doch was. Aber den Zettel haben wir nicht! Deswegen sitzen Sie hier! Aber ich habe den Zettel! Und heute Abend haben Sie ihn auch und wissen, wie man das Ding in Ihrem Schädel dazu bringt, zu tun, was SIE wollen!« Er schlug seit einigen Minuten mit der flachen Hand auf das Rednerpult, und ich fühle mich unangenehm an Deutschlands dunkelste Zeiten erinnert.
Dann gab es die erste Pause.

Im Vorraum war ein Buffet mit verschiedenen Köstlichkeiten aufgebaut. Ich beobachtete Robert Höllenstein, der sich ein Baguettescheibchen mit Schinken und Ei reingeschoben hatte. Als er nach vier Minuten noch auf den Beinen stand, griff ich auch zu.
»Toller Typ, dieser Hartwand, was?« Die Glatze stand neben mir und redete mit vollem Mund.
»Ja, auch wenn er etwas ... äh … fanatisch wirkt. Ich bin gespannt, was wir gleich lernen werden. Ich fände es wichtig, mir merken zu können, was ich einkaufen wollte. Oder Namen. Telefonnummern (oder überhaupt irgendwas, ergänzte ich still).«
»Gesichter, Termine, das ist bei mir das große Thema. Ich würde auch gerne Spanisch lernen, aber ich kann keine Vokabeln behalten. Eigentlich kann ich gar nichts behalten. Neulich habe ich eine halbe Stunde mit jemandem aus der Führungsebene meiner Firma gesprochen, mir fiel aber der Name nicht ein. Ich habe geschwitzt wie ein Otter, und mein Kopf ist geplatzt, weil mir der verdammte Name nicht den Sinn kommen wollte. Und was stellt sich heraus: Der Typ hat mich verwechselt und kannte mich gar nicht. Krass.«
Ich lachte herzhaft, das konnte ich mir gut vorstellen. Die Kanapees schmeckten hervorragend, und ich kombinierte sie mit einem Haufen Scampis. »Ich weiß, was Sie meinen. Aber glauben Sie, dass wir das alles an einem Nachmittag in die Birne kriegen, das mit dem Merken?«
Ronald schüttelte den Kopf, dann knallte jemand eine Hand auf seinen Rücken. »Klar, kriegen wir das hin, Leute! Nicht so skeptisch!« Hartwand hatte sich von hinten angeschlichen und Ronald einen mächtigen Klaps verpasst. Dadurch schien dieser etwas verschluckt zu haben, das wohl in der Luftröhre steckte, wie ich in die wilden Gesten und die von rot nach blau wechselnde Gesichtsfarbe hineindeutete. Aber Hartwand hatte mich umarmt und zog mich kumpelhaft zu einem großen Aussichtsfenster. Ronald machte seltsame Geräusche und Baseballcappy schlug ihm wiederholt auf den Rücken. Mir fiel siedend heiß ein, dass Ronalds Symptome auch auf eine Vergiftung hindeuten konnten!
»Wissen Sie, Tom, Sie müssen mehr Vertrauen in Ihren Pudding haben! Und in mich! Glauben Sie, ich wäre so berühmt geworden, wenn ich mehr als einen Nachmittag brauchen würde, die Leute fit zu machen?«
Glaubte ich nicht. Hinter mir war jetzt ein würgendes Geräusch zu hören, dann ein erleichtertes Husten. Neben meinem rechten Fuß landete die Riesengarnele, die Ronald fast umgebracht hatte. Gott sei Dank, nur ein ungiftiges, etwas zu großes Meereslebewesen. Die Pause war zu Ende und wir gingen in den Tagungsraum zurück.

Frisch gestärkt waren alle bereit für den nächsten Teil, in dem es um das Merken von Zahlen ging.
Unser Trainer postierte sich mitten in Raum.
»Ich hoffe, es hat Ihnen geschmeckt und der Giftmörder war heute nicht hier in der Küche. Jetzt lernen wir was Tolles: wie man sich Zahlen merkt. Anfangen werden wir von 0-10, damit können Sie sich schon mal merken, wie viele Finger Sie haben, ha, Spaß muss sein.«
Der Beamer sprang wieder an, zeigte aber noch kein Bild.
»Was ist der stärkste Antrieb des Menschen? Was glauben Sie? Herr Höllenstein?«
»Äh, Antrieb? Essen.«
»Fast gut. Was meinen die beiden wunderschönen Damen? Frau Fladung, Sie sind gleich dran.« Strickliesel ließ den Arm wieder sinken.
»Äh, Einkaufen?« Das war Biene.
»Wellness?«, zog Dolly nach.
Hartwand schüttelte langsam den Kopf. »Was meint Herr Baum?«
»Die Liebe«, sagte ich, ohne nachzudenken.
»Jaaaaa, sehr gut! Und ganz nah dran!« Der Beamer spuckte ein Bild an die Wand: die Ziffern von 0 bis 10 untereinander und dahinter ziemlich viele Bilder von Geschlechtsteilen. Männliche und weibliche sowie bei der 10 eine Kombination – man hätte das Ganze durchaus pornografisch nennen können. Fand auch Erdmuthe und verließ mit einem entsetzten Aufschrei den Raum. Dolly und Biene kicherten, Robert saugte alles optisch auf, Glatze sabberte.

»SEX! Liebe Leute, wir sind doch alle erwachsen! Sex ist der wichtigste Antrieb des Menschen. Wenn wir an Sex denken, können wir uns alles merken! Die Zahl Eins sieht nun mal aus wie ein steifer Schwanz, Donnerwetter noch mal, das ist doch so, oder?« Er spuckte beim Reden, und auf dem Teppich vor ihm bildete sich ein dunkler Fleck. Ich fand Hartwand unglaublich. Und völlig durchgeknallt.
Ich hatte mal eine Sendung über Gedächtnistraining gesehen. Es war schon etwas her, aber ich hatte mir sogar Einiges gemerkt. In dem Bericht hatten sie erklärt, wie man sich die Zahlen von 0-10 als Bild vorstellen sollte: Null war ein Loch, keine Vagina, eins war eine Kerze und kein Penis wie bei Olli, zwei ein Schwan, das war hier auch so, drei war ein Dreizack und kein Busen, vier ein Segelboot, fünf ein Haken, bei Olli eine Hand, sechs war ein Elefantenrüssel, sieben eine Fahne, bei Olli eine Axt, acht eine Sanduhr, bei Olli eine vollbusige Schönheit (natürlich nackt), neun ein Tennisschläger, bei Olli ein Kescher, zehn ein Golfschläger mit Loch, bei Olli purer Schweinkram.

»Prägen Sie sich die Bilder zu den Zahlen gut ein, denn wir gehen jetzt einkaufen! Vor Ihnen in den Unterlagen finden Sie eine Liste mit Einkäufen. Alles, was Sie tun müssen, ist die Bilder mit den Gegenständen zu verbinden und sich eine Geschichte dazu auszudenken. Keine Tabus, klar, Sie können denken, was Sie wollen.«

Mit Feuereifer gingen die Kursteilnehmer an die Aufgabe, den Einkauf von Lebensmitteln in der richtigen Reihenfolge kopfkinomäßig in einen leicht zu merkenden Ferkelfilm umzuwandeln. Die Liste war scheinbar darauf abgestimmt. Wir sollten 1. Donuts, 2. einen Truthahn, 3. Sprühsahne, 4. einen Föhn, 5. Handschuhe, 6. eine Wurstschnecke, 7. Kaminholz, 8. eine aufblasbare Sexpuppe und 9. einen Karpfen kaufen.
Robert und Ronald keuchten verdächtig bei den Dreharbeiten in ihrem Gehirn, die Mädels kicherten. Olli trank einen Kaffee und beobachtete uns genau.

»So, dann wollen wir mal sehen, was Sie sich merken konnten.« Damit sammelte er unsere Arbeitsunterlagen ein.
»Ronald, fangen Sie doch mal an.«
Der Glatzkopf sprang auf und schaffte es, trotz sichtbarer Erregung die gesamte Liste runterzuleiern. Dolly und Biene kamen aus dem Lachen nicht mehr raus, als Ronald erklären sollte, wie er Donuts und das Merkbild für die Zahl Eins verknüpft hatte. Dann beehrte uns Erdmuthe Fladung wieder. Sie hatte eingesehen, dass man für die Kursgebühr von 500 Euro ein paar Unsittlichkeiten in Kauf nehmen musste. Doof, dass sie die Tür in dem Moment öffnete, als Ronald gerade irrtümlich die Sprühsahne mit der aufblasbaren Puppe in Verbindung brachte.
Um 17 Uhr hatten wir eine Menge gelernt, Olliver Hartwand war ein paar Tausender reicher, und ich begab mich in die Tiefgarage.
Dort traf ich auf unseren schrägen Seminarleiter. Ich freute mich, ihn zu sehen. Er jonglierte verschiedene Präsentationskoffer und Papprollen mit Schaubildern. Außerdem sah er sich in alle Richtungen um, als würde er etwas suchen.
»Hallo, Herr Hartwand, Superseminar, ich bin echt beeindruckt.« Hartwand schrak zusammen und ließ zwei Papprollen fallen. Ich nahm sie auf und sagte: »Ich mach das schon. Wohnen Sie nicht im Hotel?«
Hartwand schüttelte den Kopf und sah sich weiter um. »Ne, der Schuppen ist nicht mein Niveau, Herr ...?«
»Baum, Tom Baum.« Merkwürdig, er wusste meinen Namen doch sogar schon vor dem Seminar, als er reinkam.
»Wo steht Ihr Wagen?«, fragte ich.
»Äh, er müsste hier vorne stehen.« Hartwand bog in den nächsten Gang. »Ne, es war Gang drei, Moment.« Da war er aber auch nicht.
»Haben Sie sich die Parkplatznummer nicht gemerkt?«, fragte ich freundlich. Hartwand sah mich wütend an: »Natürlich habe ich mir die Nummer gemerkt, ich vergesse nichts, klar?«
Er hatte tatsächlich vergessen, wo sein Auto war.
Nach 15 Minuten standen wir endlich vor einem silberfarbenen Jaguar XJS, und der debile Gedächtnisakrobat stopfte sein Gepäck auf den Beifahrersitz.
»Ich wusste, dass der Wagen hier steht. Musste aber gerade an die beiden Mädels aus dem Kurs denken, Dolly und Biene. Das kann einen durcheinanderbringen.«
»Ja, echt hübsch, die zwei.«
»Hübsch? Junge, die beiden besuchen jedes verdammte Seminar von mir, wohnen im gleichen Hotel wie ich, und abends gehen sie mir an der Bar auf den Keks. Ich kann sie nicht mehr sehen. Nach den ganzen Kursen, die sie bei mir besucht haben, müssten sie die klügsten Blondinen auf der Welt sein.«
»Die mögen Sie halt. Ist doch gut, wenn man Stammgäste hat, oder?«
»Schon, aber ich möchte auch mal nach so einem Seminar rausgehen, ohne dass mir zwei sexsüchtige 8er folgen.«
»8er? Was meinen Sie?«
»Junge, hast du gerade nichts mitgekriegt? Wie war noch das Bild für die Zahl Acht?«
»Eine nackte Frau mit Modellfigur. Ich verstehe. Haben Sie schon mit den beiden ... also ...«
»Ja, sicher habe ich. Das gehört zum Service. Aber irgendwann wird es langweilig. Ich möchte mal wieder unbehelligt in eine Kneipe gehen können.« Er sah mich nachdenklich an.
»Wissen Sie was, Junge?«, fragte der höchstens ein paar Jährchen ältere Hartwand. »Was halten Sie davon, wenn wir beide heute Abend ausgehen? Ich habe hier morgen noch ein Seminar, und Sie sehen aus, als ob Sie dringend mal wieder unter Leute müssten. Damit meine ich Weibliche mit dicken 3ern und einer guten 8, mal wieder etwas 10 machen!« Er lachte dreckig.

Die Idee war gut. In letzter Zeit hatte ich gelebt wie ein Mönch, weil das Geld für die große Sause fehlte, ich mich vollkommen auf Sirena fixiert hatte. Und bevor mich das »Ganser-Syndrom« in einen Haufen Grütze verwandelte, konnte ich es ruhig noch mal krachen lassen. Ich sagte zu und Olli würde mich heute um 21 Uhr am Gallwitzweg abholen.

Die ganze Geschichte gibt es hier:


und hier:


oder hier:


oder da:


und es gibt ein Gewinnspiel:

Wer das Buch/eBook per facebook, Twitter, E-Mail, Mundpropaganda, Erpressung ;-) oder durch simples Aufdrängen jemandem weiterempfiehlt und mir an kirkspader@googlemail.com eine Mail schreibt, wie er empfohlen hat (bitte auch Postanschrift angeben), erhält die Chance auf eines von zwei signierten Druckexemplaren.

Einsendeschluss ist der 30.09.2013 Viel Erfolg.



Mittwoch, 28. August 2013

Kirk Spaders geheimes Autorenhandbuch - der ultrageheime fünfte Teil

Komm mal ganz nah an den Monitor ran. Also, was ich heute verrate ist so geheim, dass es außer uns beiden absolut niemand wissen darf. Also bitte erstmal:

Tür abschließen, oder das Notebook mit in den Besenschrank nehmen (aber nicht mit unter die Dusche. Ach, das war klar? Angeber).

Erledigt? Sehr gut. Ich schreibe auch ganz leise, damit es nicht so viel Krach macht beim Lesen.

Jemand hat mal gesagt: Schriftsteller ist man, wenn man ohne Schreiben nicht leben kann. Ich habe mal gesagt: Ich schreibe nicht um davon leben zu können, sondern weil ich ohne schreiben nicht leben könnte. Passt. Also, heute geht es um Motivation, mal wieder. Weil es wichtig ist. Ganz ehrlich, welcher Mensch setzt sich nach acht oder mehr Stunden Arbeit vorm Bildschirm im Büro sechs Stunden später wieder vor einen Bildschirm, um erfundene Geschichten aufzuschreiben, eine Tüte Chili-Chips zu essen und um zwei Uhr nachts ins Bett zu taumeln (und dann nicht einschlafen zu können ,weil Ideen heranfluten) Das macht doch kein normaler Mensch. Korrekt.
Es gibt also zwei Möglichkeiten: Entweder Autoren sind keine normalen Menschen oder sie sind doch normale Menschen, die unglaublich viel Leidenschaft und Besessenheit für das Schreiben haben.

Die Wahrheit: Wir sind keine normalen Menschen UND haben unglaublich viel Leidenschaft und Besessenheit für das Schreiben.

Nachdem mir das klar geworden ist, habe ich überlegt, was ich eigentlich mit dem Schreiben erreichen will. Erst dachte ich, da oben in meinem Kopf haben sich mittlerweile so viele Geschichten angesammelt, wie in einem vollen Stausee und das muss alles raus. Stimmt. Danach habe ich darüber nachgedacht, ob ich schreibe, um auf dieser Welt eine Spur zu hinterlassen. Etwas, das bleibt. Auch wenn es mich nicht mehr gibt, will ich das Menschen lesen was ich geschrieben haben, wie ich "getickt" habe. Stimmt auch.
Heute habe ich noch was gedacht: Ich will nicht nur irgendein Buch schreiben, ich will keine Weltliteratur schreiben, keine hochgeistigen Geschichten. Nein, ich will das schaffen, was Menschen wie J.K. Rowling, Ian Fleming, George Lucas, Disney oder Gene Roddenberry geschafft haben: Ein ganz eigenes Universum erschaffen und möglichst viele Leser unterhalten.

"Der ist größenwahnsinnig", denkst du. Stimmt vielleicht. Aber warum klein denken? Ich könnte auch ein Kochbuch mit Rezepten für die Zubereitung von Nahrung für laktoseintolerante blaue Siamkatzen schreiben, die Höhenangst haben. Sagen wir zehn Seiten leckere Rezepte für nur 8,99 €.
Der Unterhaltungswert eines derartigen Buches liegt bei Null. Warum nicht etwas Großes schreiben? Wer viel Großes liest, kann das. Und gleichzeitig erhöht man den Anspruch an die eigene Arbeit. Man tut das, was man will. Das macht Spaß. Und wenn es eine Serie wird, super.

Ob ich mit der Einstellung Recht habe, mögen nachfolgende Generationen beurteilen.

Bein nächsten Mal reden wir darüber, ob man Genre schreiben sollte und ob man überhaupt noch etwas Neues schreiben kann. Gibt ja schon alles. Gibt ja schon alles. Gibt ja schon alles.

So, jetzt kannst du aus dem Schrank wieder raus und schreiben. Oder lesen.

So was zum Beispiel: Niegelnagelneu in Papierform:




Montag, 22. Juli 2013

Kirk Spaders geheimes Autorenhanddbuch Teil 4

Hi,

also, wir haben gemeinsam festgestellt, dass es bestimmte Voraussetzungen gibt, die man mitbringen sollte, bevor man seine Werke in den Äther semmelt.

Als da wären:

Talent (klar geht es auch ohne, alles eine Frage des Marketings, aber will man das?)

Geduld (steht nicht umsonst an zweiter Stelle. Autoren warten ständig auf etwas: Honorar, die Veröffentlichung des nächsten Buches, Rezensionen, Korrekturen und so weiter)

Mut (wenn du keinen Mut hast, etwas zu veröffentlichen wird die Anzahl deiner Leser stark begrenzt sein)

Anspruch (hatten wir noch nicht als Thema. Meint: Wenn ich ein Buch lese, erwarte ich bestimmte Dinge, es muss gut geschrieben, möglichst fehlerfrei und spannend sein. Mein Anspruch an ein gutes Buch ist, dass es mich überraschen kann und das es mich berührt. All das versuche ich mir auch beim Schreiben aufzuerlegen und noch etwas: Du musst keine Weltliteratur schreiben, aber du musst den Anspruch haben jede Geschichte wie Weltliteratur zu schreiben)

Lesen: Nur wer viel liest, kann wissen, was der Leser will. Schreib so, dass du dein Buch lieben kannst (Zitat des Tages)

Sei kreativ! Schreib nicht alles nach, nur weil es gerade beim Leser gut ankommt. Niemand will die tausendste Vampirgeschichte lesen oder den nächsten Hausfrauenerotikschmus. Erfinde was Neues, schreib antizyklisch. Das heißt, wenn gerade Vampire in sind, schreib über Zombies, wenn Sex mit  Millionären boomt, schreib über Liebe zwischen zwei Slumbewohnern, die gemeinsam ihren Weg machen. Sei dem Trend einen Schritt voraus. Schreibe viel. Wenn du eine Serie schreiben willst, schreibe die ersten drei Bände fertig. Es gibt nicht Schlimmeres, als Erfolg und Leser die mehr wollen, obwohl noch kein Folgeband da ist.


Lerne! Schreiben ist Handwerk. Es gibt Ratgeber, Schreibkurse, Coachings, Seminare und Millionen frei verfügbarer Informationen im Netz. Aber das reicht nicht. beobachte den Markt. E-Books sind in Deutschland noch lange nicht so populär wie in den Staaten oder England. Im Selfpublishing drängen momentan unheimlich viele Autoren auf den Markt. Leider oft mit Geschichten, die noch nicht marktreif sind und oft auch nicht für eine Veröffentlichung taugen. Es gibt keinen Grund zur Hektik. Schreib in Ruhe, schreib ein Buch das du lieben kannst und dann überarbeite es. Suche dir Testleser, nimm ein Lektorat in Anspruch, mindestens aber ein Korrektorat.

Kommen wir zur Ausrüstung. Was braucht man?

Papier und Bleistift. Fertig. Irrtum.

So billig kommst du nicht weg. Du brauchst außerdem:

Laptop (alle Autoren haben ein Apple Macbook außer mir)
Internetzugang, idealerweise WLan
Facebook um dich effizient abzulenken:-)
Ein vernünftiges Schreib- oder Autorenprgramm:
Word (auf jeden Fall)
Autorenprogramme: Scrivener, Papyrus etc.
Drucker
Diktiergerät +
Spracherkennungsoftware (z.B. Dragon)
haufenweise  Spiralblöcke
Nachschlagewerke für das Regal über deinem
Schreibtisch, die du außer dem Duden nie benutzt (sieht aber cool aus)
eine eigene Internetseite
einen eigenen Blog
eine Katze, die gerne auf der Tastatur liegt (wichtig, um das bei Facebook
zu posten und eine Ausrede zu haben, gerade nicht weiterschreiben zu können)


So, reicht für heute

Sonntag, 21. Juli 2013

Kirk Spaders geheimes Autorenhandbuch Teil 3

Hi,

schön, dass du hier bist. Ich wollte noch erzählen, wie es weiterging, nachdem ich den Verdacht hatte, dass das mit dem Schreiben funktionieren könnte.
In Produktrezensionen und bei Suite 101 hatte ich gute Beurteilungen bekommen, aber das war ja mehr die Sachbuchebene. Mein Ziel war es aber, Romane zu schreiben, also Belletristik.

Aber wo konnte man einen Text zur Probe einreichen? In einem der Rezensionsforen stieß ich auf www.neobooks.com. Eine Community, gegründet von einem großen deutschen Publikumsverlag, in der Autoren und Leser die Auswahl der besten Geschichten übernahmen. Wow.
Das war dann etwas reichlich hoch gegriffen, fand ich. Trotzdem registrierte ich mich und sah mir die ganze Sache gründlich an. Beeindruckt von dem Fachwissen und dem Talent der Rezensenten und Autoren, die dort unterwegs waren, musste ich schlucken. So gut war ich nicht. Oder?

Im Februar 2011 schrieb Neobooks einen Wettbewerb für eine Weihnachts-Regiokrimi-Anthologie aus. 10 Normseiten. Oh mein Gott, Kurzgeschichten? Das war für mich die schlimmste Disziplin, wie sollte man auf so wenig Seiten eine Handlung hinkriegen, dann auch noch einen Krimi? Unmöglich.

Obwohl ...

Ich hatte übungsweise ein paar kurze Texte geschrieben und mir fiel ein, dass einer von denen fast die Kriterien erfüllte. Es gab nur einen Haken ...

Trotzdem bohrte der Gedanke weiter in mir. Warum nicht? Aber würde ich mich nicht lächerlich machen? Andererseits, na und? Ich hatte mich mit Pseudonym angemeldet, konnte also alles löschen, wenn man mich zerpflücken würde. (Pseudonym würde ich für Anfänger durchaus empfehlen, dazu gibt es nochmal einen separaten Blogartikel demnächst)

Also habe ich die Weihnachtsgeschichte umgeschrieben, regionalisiert und am 18.02.2011 in den Äther gejagt. Nachdem ich "Enter" gedrückt hatte, habe ich den Laptop mit einem lauten Knall zugeklappt und hysterisch gekichert, ehrlich.
Ich hatte tatsächlich eine Kurzgeschichte abgeschickt. Eine, in der kein Kommissar vorkam, keine Leiche, zumindest keine menschliche.
Die Geschichte hieß "Bis das Harz gefriert". Protagonist ist ein Weihnachtsbaum. Die Geschichte und den Klappentext findest du hier: Bis das Harz gefriert
Ich war aufgeregt. Ich habe tagelang nicht mehr die Seite aufgerufen aus Angst. Aber dann habe ich mir gesagt: "Was kann passieren? Wenn sie es grottig finden, werden sie dir wenigstens sagen warum. Dann kannst du es beim nächsten Mal besser machen." Das ist ganz wichtig. Kritik tut weh, aber sie hilft.
Also habe ich nachgesehen und meine Kinnlade schlug mit lautem Knall auf meinen Adamsapfel: Ich hatte eine Fünf-Sterne-Rezension! Leute, die mich nicht kannten, fanden meine Geschichte gut!

Das war einer von vielen "WOWW!"-Momenten, die ich seitdem hatte, aber wahrscheinlich der Wichtigste. Ich glaube, bei einer Ein-Sterne-Rezension hätte ich nie wieder geschrieben.
Naja, ich ließ die Geschichte im Wettbewerb und habe tatsächlich gewonnen. Zusammen mit 11 anderen tollen Stories landete ich in der Anthologie Mörderische Weihnacht.
Das war groß. Aber es wurde noch besser. Davon aber im nächsten Artikel.

Für dich wichtig: Du musst Mut haben. Wenn du unsicher bist, fang klein an und hau nicht sofort dein 800-Seiten-Manuskript unter deinem richtigen Namen raus. Versuch mal eine Kurzgeschichte.

Was kommt als Nächstes: Da die Bloggerei ganz schön Zeit beansprucht habe ich mir überlegt: Wir schreiben meine nächste Geschichte einfach zusammen. Ich komme mit dem Schreiben weiter und du siehst, wie sowas laufen kann. Wir schreiben zusammen, entwerfen Cover, Exposee und Klappentest und dann veröffentlichen wir das. Natürlich in mehreren Schritten. klingt gut?


Donnerstag, 18. Juli 2013

Kirk Spaders geheimes Autorenhandbuch Teil 2

Über dreißig Grad draußen und der Chinabote bringt mir gleich was zu essen. Ich hoffe, du verstehst, was ich opfere, um dir jetzt ein paar Tipps zu geben.

Alle, die sich als Hobbyautoren bezeichnen und alle, die nur schreiben um Geld zu verdienen, müssen jetzt tapfer sein: beides funktioniert nicht.

Jeden Tag hauen einem auf Facebook, Amazon, Foren und Blogs Leute ihre oder fremde Erfolgsgeschichten um die Ohren. Da werden Rankings und Verkaufszahlen veröffentlicht, das einem schwindelig wird.

Lass dich nicht täuschen: Schreiben, um die schnelle Mark* zu machen funktioniert ... manchmal.

(*Mark ist natürlich veraltet, aber wenn das mit dem Euro so weitergeht ...)

Genau wie Lotto. Funktioniert ... manchmal. Hauptfaktor: Glück und ...

ja, jetzt das Geheimnis des Tages: genug Lose. Wenn ich alle Lose einer Lotterie kaufe, ist die Wahrscheinlichkeit einen Hauch höher, als wenn ich nur eines kaufe, nicht wahr?

Also: mit nur einer Geschichte ist nicht viel zu machen. Der Leser will mehr, also schreib mehr. Teste, welches Genre für dich funktioniert, was dir am meisten Spaß macht und SCHREIB.

In Deutschland gibt es ein oder zwei Handvoll Autorinnen, die vom Selfpublishing im Bereich eBooks leben könnten. Also darf Geld nicht das Hauptmotiv sein. Hobby reicht aber auch nicht, wenn es was werden soll. Wenn mein Hobby Briefmarkensammeln ist und ich die Dinger in einem großen Eimer unsortiert aufbewahre ist das Hobby, aber nicht professionell.

Die einzige Art zu Schreiben, ist Passion. (Das wäre dann das Zitat des Tages von mir)

Viele, die ihren "Durchbruch" hatten sind bereits wieder weg vom Fenster. Es gibt einen Haufen "Eintagsfliegen", die mit Glück und Methode in den Top 10 gelandet sind. Aber der gemeine Leser ist ein wankelmütig Mensch, er ist nicht treu, er richtet sich nach den anderen, er kauft ein Buch, aber nicht die Serie, er liest mal eBook, mal ein Raschelbuch (also diese Papierdinger).

Was ich damit sagen will: Eine der Haupttugenden eines angehenden  Autors ist:

G_ _ _  LD  (Wenn du das jetzt zu "GELD" ergänzt hast, bitte die Prioritäten prüfen)


So, der Chinabote hat geklingelt, bis zum nächsten Mal.

VG Kirk


Im nächsten Teil reden wir über Mut. Den braucht man nämlich auch.


Dienstag, 16. Juli 2013

Kirk Spaders geheimes Autorenhandbuch Teil 1

Liebe Leser, liebe Autoren,

bisher habt ihr in diesem Blog eine Menge konfuses Zeug zu lesen bekommen. Das wird sich jetzt ändern.
Deswegen fange ich heute mit Kirk Spaders geheimen Autorenhandbuch an. (Warum geheim? Erkläre ich später)
Es wird regelmäßig essentielle Tipps, gutgemeinte Ratschläge und neue Erkenntnisse aus meinem Autorenleben an euch weitergeben. Jeder, der das liest, wird genau wie ich, besser schreiben, jeden Tag 10-20 Seiten schaffen, reich, schlank und berühmt werden, einen Verlag finden und jedes Jahr in eine Verfilmung seiner Bücher ins Kino gehen können.

Erstens werde ich über meine bisherigen Erfahrungen im Selfpublishing berichten. Ich wollte das eigentlich erst tun, wenn ich reich und berühmt bin, aber eine meiner Erfahrungen ist, dass das wohl noch dauern kann.
Aber ich habe eine Menge gelernt, seit ich 2011 meine erste Geschichte in die Welt geschickt habe.

Ich bin keiner der Autoren, die bereits vier Monate vor ihrer Geburt angefangen haben, Kurzgeschichten auf die Innenseite der Fruchtblase ihrer Mutter zu schreiben. Bei mir hat es etwas länger gedauert. Und das war auch gut so.

Die wichtigste Frage war und ist: Kann ich schreiben? Man könnte diese Fähigkeit als Grundvoraussetzung betrachten.
Natürlich können die meisten schreiben, aber: will das auch jemand lesen?
Viele können unter der Dusche singen, aber will das auch jemand hören? Wie findet man das heraus?

Lösung: Karaokebar
Bar voller als vorher - Talent
Bar leerer als vorher - kein Talent oder die Bar hat mittlerweile geschlossen
Bar bleibt auf Dauer geschlossen - verlasse das Land und höre auf zu singen

Ganz ähnlich ist es mit dem Schreiben:

Ich wusste nicht, ob ich es konnte, ob das jemand lesen wollte und ich hatte keine Lust auf Kritik.

Die einfache Lösung war: ich habe gar nicht erst angefangen damit.

Das war toll, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen. Aber dann passierte es. Es war 2006, ich war mit meiner Familie im Urlaub auf Mallorca und saß am Pool, als jemand von innen an meine Schädeldecke klopfte (Nein, es war kein Kater).
Es war ein Protagonist. Ich habe ihm gesagt, er solle mich in Ruhe lassen, weil ich Urlaub hatte. Hat er aber nicht. Also habe ich mir ein Ringheft mit Spiralbindung DIN A 5 und einen Kuli besorgt.
Dann habe ich losgeschrieben und war nicht mehr ansprechbar. Der Protagonist war erst mal zufrieden. Das Manuskript ist immer noch nicht fertig, aber ich habe den Kerl zwischen den Seiten eingefangen, damit Ruhe war. War aber nicht. Es kamen immer mehr Protagonisten, die in eine Story wollten. Ja, so ist das als Autor, die Geschichten bilden sich und kommen einem in den Kopf. Ganz von selbst.

Also musste ich rausfinden, ob ich wirklich Talent habe.
Am besten erst mal klein anfangen.
Aber wo?
Ha! Amazon. Wie wäre es, wenn ich erst mal eine Rezension schreiben würde und dann sehe, ob jemand "hilfreich" anklickt. Gesagt, getan. Glaub mir, die ersten "Hilfreich"-Klicks taten meiner Seele gut. ich wurde mutiger und schrieb Rezensionen über Uhren, Sonnenschirme und Schweizer Taschenmesser bei verschiedenen Verbraucherportalen, sprich "Dooyoo", "Ciao" und "Yopi". Da gab es jeweils eine ganze Community, die Rezensionen bewertete und kommentierte.
Und das sind richtig nette Menschen, die mich wahnsinnig motiviert haben, weiterzumachen.
Natürlich habe ich auch einige "Nicht hilfreich"-Klicks bekommen und mich schwarzgeärgert, diesen verdammten Trollen gewünscht, ihnen möge wochenlang grüner Schleim aus den Ohren laufen und ... aber das gehört dazu. Es ist wie bei einer Auster, praktisch die erste Schicht der Perle, die einen schon etwas härter macht. Außerdem musste ich zähneknirschend zugeben, dass manche Kritik gerechtfertigt war.

Der nächste Schritt war groß. Mutig. Ich hatte positives Feedback, aber nicht von Profischreibern.
Die fand ich bei Suite 101. Dort musste man sich mit einem Text bewerben, damit man dort Artikel schrieben durfte. Es gab Redakteure! Ich schrieb einen Text über Armbanduhren in 2008 und reichte ihn ein. Und ich wurde angenommen! Ich hatte es geschafft! Ich war Profiautor, ich war wie Hemingway, Homer, Fleming! Nein, war ich nicht. Gleich der nächste Artikel wurde wegen Fehlern bemängelt und ich stellte fest, dass ich eine Kleinigkeit vergessen hatte: Schreiben ist auch Handwerk und Rechtschreibung ist kein Goodie, sondern essentiell.

Damit lernte ich die nächste Lektion: ich musste lernen. Ich verstand, dass ich nicht innerhalb von drei Wochen Bestsellerautor werden konnte. Erst die Ausbildung. Da ich keinen Meister hatte, wurde ich Autodidakt. Viel gelesen habe ich immer schon und ich glaube, das ist für einen angehenden Autoren eine wesentliche Voraussetzung. Lesen ist Erfahrung in Dosen (das könnt ihr gerne zitieren). Und diese Erfahrung kann man nicht selbst machen.

So, genug für heute. Falls irgendjemanden mein weiser Rat interessiert, bitte ich um Rückmeldung, egal ob Facebook-Likes, Kommentare, oder selbstgebackene Torten (Erdbeeren mag ich am liebsten)

Und warum "Kirk Spaders geheimes Autorenhandbuch"? Ist doch klar, ich erzähle das Ganze nur dir und du erzählst es nicht weiter, oder?





Freitag, 7. Juni 2013

Augenrollenbrand

Ihr glaubt, Kirk Spader ist von der Bildfläche verschwunden, hat aufgegeben, schreibt nicht mehr, sammelt jetzt Kondome, die im Dunkeln leuchten?

FALSCH.

Er schreibt wie blöde. An welchem Buch schreibt er? Man soll sich ja auf ein Werk konzentrieren. Sagt man. Kirk schreibt aber gerade an einem Haufen Bücher. (Warum schreibt Kirk das in der dritten Person? Weiß er selber nicht, könnte man jetzt aber lassen.)

Ganz ehrlich, ich glaube Dan Brown kann sich in Ruhe auf ein Werk konzentrieren. Aber als angehender Erfolgsautor:-) sollte man erst mal herausfinden, was geht. Welches Genre ist das Richtige? Wie viele halbwegs gute Krimiautoren wären schon Bestsellerautoren, wenn sie statt dessen Erotik geschrieben hätten? Wie viele Jugendbuchautoren hätten mit Thrillern Weltruhm erlangt? Und woher weiß man das? Ich glaube, man muss es testen. Und wenn es nur Kurzgeschichten in verschiedenen Genres sind. Natürlich sollte man das schreiben, was einem selbst Spaß macht, aber ausprobieren kostet nix und hilft vielleicht.
Und im Moment glaube ich, sollte man eine Menge schreiben, weil die Zeit der E-Books irgendwann kommt.
Hä? Irgendwann? Die ist doch schon da!

Das sehe ich nicht so. Im Moment haben wir ein oder zwei Hände voll deutscher E-Book-Autoren, die wirklich Erfolg haben. Zehn Plätze tiefer in den Rankings sehen die Verkaufszahlen dann nicht mehr so rosig aus, hundert Plätze weiter unten schon gar nicht.
Das liegt daran, dass gar nicht sooo viele Leute E-Books lesen. Weil  sie keinen Reader haben, weil sie nicht wissen, wie man E-Books runterlädt, weil sie nicht wissen, was E-Books überhaupt sind.

Die Chance, als unbekannter Autor vom E-Book-Leser gefunden zu werden ist im Moment ohne Megamarketing so groß, wie auf dem Mond in eine Heftzwecke zu treten, die bei einer Apollo-Mission dort liegen geblieben ist.

Aber, um bei dem Vergleich zu bleiben: Wenn auf dem Mond irgendwann eine Milliarde Leute rumlaufen, wird die Wahrscheinlichkeit größer. In Deutschland dauert das aber noch.

Das heißt: keine Hektik. Wir können alle in Ruhe schreiben, lektorieren lassen, schöne Cover designen und ganz in Ruhe eine Leserschaft aufbauen.
Und wenn wir dann zwei, drei oder fünf Bücher professionell fertig gestellt haben, dann können wir uns überlegen, wann der richtige Zeitpunkt ist, sie zu veröffentlichen.
(Jaja, die Geduld hat keiner, ich auch nicht.)

Übrigens habe ich jetzt die Spracherkennung wieder für mich entdeckt und schreibe wieder mit Dragon Naturally Speaking. Das habe ich vor einem Jahr schon mal getestet und über die fantasievollen Interpretationen gegrinst. Ich hatte damals in das Mikro genießt und das Programm übersetzte das mit "Drücke Affenschwanz". Unbezahlbar.
Deswegen auch der Titel des Posts. Das Programm hat aus meiner Diktiererei das Wort "Augenrollenbrand" erkannt. Was ich wirklich gesagt habe muss ich nochmal nachforschen, aber das Wort ist toll, oder?



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